Lebenskrisen beeinträchtigen die Berufstätigkeit erheblich

Befragung
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Jeder zweite Beschäftigte (52 Prozent) war in den letzten fünf Jahren von mindestens einem kritischen Lebensereignis wie beispielsweise der eigenen schweren Krankheit, privaten Konflikten oder dem Tod eines nahen Angehörigen betroffen.

Die psychischen und sozialen Folgen von Krisen sind für den Beschäftigten wie auch für das betroffene Unternehmen oft erheblich. Das geht aus dem aktuellen Fehlzeiten-Report hervor, in dem eine repräsentative Befragung unter 2.000 Beschäftigten vorgestellt wird. „Zwei Drittel der Betroffenen gaben an, dass durch ihre Krise die Berufstätigkeit in Mitleidenschaft gezogen wurde, etwa durch eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit oder häufigere Fehlzeiten", so Helmut Schröder, Stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
 
Nach der Umfrage des WIdO kamen bei den Beschäftigten am häufigsten Konflikte im privaten Umfeld (16 Prozent), eine schwere Erkrankung von Angehörigen (zwölf Prozent) und finanzielle Probleme (elf Prozent) vor. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der Betroffenen an: Etwas mehr als ein Drittel der Beschäftigten unter 30 Jahren (37,6 Prozent) berichtet über kritische Lebensereignisse, bei den 50- bis 65-Jährigen sind dies schon fast zwei Drittel (64,7 Prozent). Jüngere Erwerbstätige berichten neben privaten Konflikten auch über finanzielle oder soziale Probleme, während bei älteren Erwerbstätigen Krankheit, Altern oder der Tod des Partners eine größere Rolle spielen.
 
Kritische Lebensereignisse belasten dabei die Gesundheit der Betroffenen und beeinflussen auch die Berufstätigkeit. So berichten 58,7 Prozent von körperlichen und 79 Prozent von psychischen Problemen. In der Folge fühlen sich mehr als die Hälfte der Befragten durch die Krise in der eigenen Leistungsfähigkeit in ihrem Berufsleben eingeschränkt (53,4 Prozent). Ähnlich viele Menschen geben an, trotz einer Erkrankung in diesem Kontext zur Arbeit gegangen zu sein (48,8 Prozent). Mehr als ein Drittel fühlte sich aufgrund des kritischen Lebensereignisses unzufrieden mit der Arbeit (37,3 Prozent) oder hat sich häufiger krankgemeldet (34,1 Prozent).

Arbeitskollegen als Gesprächspartner

Beschäftigte, die von kritischen Lebensereignissen betroffen waren, haben zumeist auch im Betrieb darüber gesprochen (81,2 Prozent). Hier werden an erster Stelle die Arbeitskollegen als Gesprächspartner genannt (63,5 Prozent). Bei fast jedem zweiten Betroffenen ist der unmittelbare Vorgesetzte Ansprechpartner bei kritischen Lebensereignissen (45,8 Prozent) und jeder Fünfte nutzt auch die betriebliche Personalvertretung (18,9 Prozent), sofern sie vorhanden ist.

Die Befragungsergebnisse zeigen, dass die Führungskraft bei akuten Krisen eine wichtige Rolle bei betrieblichen Unterstützungsleistungen einnimmt. So geht eine positive Bewertung der Führungskraft durch die Beschäftigten mit einem besseren Zugang zu Unterstützungsmaßnahmen im Betrieb einher. Beschäftigte, die das soziale Verhalten ihres Vorgesetzten positiv beurteilen, geben fast fünfmal häufiger den Vorgesetzten, aber auch doppelt so häufig die Arbeitskollegen als Hilfeleistende bei der eigenen Krise an und kennen auch mehr hilfreiche Anlaufstellen im Unternehmen als Beschäftigte, die das Vorgesetztenverhalten negativ beurteilen.
 
Aufgrund des demografischen Wandels werden Unternehmen künftig verstärkt mit den älter werdenden Belegschaften und den damit verbundenen häufigeren Krisen der Mitarbeiter konfrontiert werden. „Angesichts des Fachkräftemangels ist es wichtig, gesunde und leistungsfähige Fachkräfte dauerhaft an sich zu binden. Kritische Lebensereignisse bei Beschäftigten können dabei eine Art „Stresstest" für die Stabilität der beiderseitigen Beziehung zwischen Unternehmen und Mitarbeiter sein", so Helmut Schröder. „Wenn Krisen sowohl aus Sicht des Betriebes als auch des betroffenen Beschäftigten gut gemeistert werden, können beide Seiten gestärkt aus diesen hervorgehen."

Insgesamt ist der Krankenstand im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr mit 5,3 Prozent gleich geblieben. Damit hat jeder Beschäftigte im Durchschnitt 19,4 Tage aufgrund einer ärztlichen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung im Betrieb gefehlt. Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen sind in den letzten zehn Jahren konstant gestiegen, sie nahmen um 79,3 Prozent zu. Psychische Erkrankungen führten außerdem zu langen Ausfallzeiten. Mit 25,7 Tagen je Fall dauerten sie mehr als doppelt so lange wie der Durchschnitt mit 11,7 Tagen je Fall.
 
www.wido.de/fzr_2017.html

Quelle: WIdO 14.09.17

 
 


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