COPD ist weltweit die vierthäufigste Todesursache. Laut Gesundheitsatlas Deutschland waren im Jahr 2023 hierzulande etwa 3,23 Millionen Menschen von einer COPD betroffen. Sie zeichnet sich durch chronische Entzündungen und irreversible Lungenschäden aus. Bisher gibt es keine heilende Therapie. In fortgeschrittenen Fällen bleibt letztlich die Lungentransplantation die einzige Option. An der Med Uni Graz wird im Lung Research Cluster die Rolle des Immunsystems bei der Entstehung und dem Fortschreiten chronischer Lungenerkrankungen erforscht. Die jüngsten Ergebnisse einer tiefgehenden Analyse molekularer und klinischer Parameter wurden erst kürzlich publiziert und zeigen, welche Veränderungen in der Lunge bei COPD auftreten. Die Forscher/-innen konnten sogar einen neuen Subtyp der Erkrankung identifizieren.
Immunsystem spielt zentrale Rolle
Bei der Entstehung von COPD spielt das Immunsystem eine zentrale Rolle, da es strukturelle Veränderungen und das Fortschreiten der Krankheit fördert. Die Komplexität der Immunzellinteraktionen und die Vielfalt der immunologischen Veränderungen im Rahmen dieser Krankheit erschweren es jedoch, aus dieser Erkenntnis klinisch relevante Schlussfolgerungen für einzelne Patientinnen und Patienten zu ziehen. „Die meisten bisherigen Forschungsarbeiten, die sich mit der Beteiligung des Immunsystems befassten, konzentrierten sich auf bestimmte Immunzellpopulationen. Ein aussagekräftiger Vergleich mit gesundem Lungengewebe war nicht möglich, da dieses als Vergleichsmaterial nicht ausreichend verfügbar war. Die Erforschung der lokalen Immunzellstörung in den Lungen von Patientinnen/Patienten mit COPD hat daher hohe Priorität“, erklärt Forscher Leigh Marsh.
Neuer Subtyp Emphysema Inflammatory Subgroup (EIS)
In der Studie wurden die immunologischen Veränderungen bei COPD untersucht und insbesondere die Rolle des Immunsystems bei der Entstehung und im Fortschreiten der Krankheit hervorgehoben. „Die Ergebnisse zeigen eine ausgeprägte lymphozytäre Entzündung in den Lungen von COPD-Patientinnen/-Patienten, begleitet von erhöhten Spiegeln wichtiger Immunsignalmoleküle sowohl in der Lunge als auch im Blutkreislauf. Dieses auffallend gestörte Immunmilieu deutet darauf hin, dass Immunzellen kontinuierlich in die Lunge rekrutiert und dort festgehalten werden. Eine derart anhaltende Entzündungsreaktion könnte erklären, warum die Erkrankung so beständig und nur schwer zu behandeln ist“, beschreibt Marsh die Forschungsergebnisse. Mithilfe von maschinellem Lernen wurde sogar ein eigener neuer Subtyp der COPD identifiziert: die sogenannte Emphysema Inflammatory Subgroup (EIS). Diese unterscheidet sich durch ein anderes Immunprofil und eine ausgeprägtere Form des Lungenemphysems von anderen COPD-Subtypen. Die Studie zeige allgemein die Bedeutung von immunologischen Veränderungen in der Lunge für die Entstehung von COPD. Die Identifikation dieses neuen Subtyps könnte in Zukunft dabei helfen, neue Therapieansätze zu entwickeln oder genauere Vorhersagen über das weitere Fortschreiten von COPD bei dieser Patientinnen-/Patientengruppe zu treffen, so die Hoffnung des Forschungsteams.
Quelle: MedUni Graz
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