Auch wenn Detailfragen in der Forschung zu diesem Thema offen sind, gilt bereits als gesichert: Regelmäßige körperliche Aktivität und ein gesunder Schlaf tragen wesentlich zur Lebensqualität von Betroffenen bei. „Bewegung und Sport sind bisher die einzigen Strategien, um das Fortschreiten der neurodegenerativen Erkrankung abzumildern“, betont Parkinson-Expertin Prof. Dr. Claudia Trenkwalder, Leiterin des Kompetenznetzwerks Parkinson und Bewegungsstörungen und ehemalige Chefärztin der Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel.
In Deutschland leben rund 400.000 Menschen mit der Parkinson-Krankheit. Zu den häufigsten Symptomen zählen eine schrittweise Verschlechterung der Mobilität sowie ausgeprägte Schlafstörungen. Zahlreiche Studien der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Bewegung und Sport effektive Möglichkeiten sind, um den Verlauf der Parkinson-Krankheit positiv zu beeinflussen. Die bisher größte und umfassendste systematische Meta-Studie, die 156 Bewegungs- und Sportstudien auswertet und dabei 7.939 Personen aus der ganzen Welt einschließt, kam 2023 zu dem Ergebnis: Bewegungstherapie verbessert sowohl die Motorik als auch die Lebensqualität. Eindeutige Empfehlungen, welche Sportart oder Intensität im Einzelfall am besten wirkt, lassen sich daraus allerdings nicht ableiten. Denn die eingesetzten Trainingsformen variieren stark – von Ausdauertraining, Tai-Chi und Aquagymnastik über Tanztherapie bis zur physiotherapeutischen BIG-Therapie, ein spezialisiertes Behandlungsprogramm, das auf großräumige Bewegungen fokussiert. Die genaue Art der Bewegung könnte aber zweitrangig sein: „Hauptsache Bewegung“, so das Fazit der deutschen Autorinnen und Autoren.
Eine dänische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2024 unterstreicht: Hochintensives Training kann motorische Symptome stärker verbessern als moderate Bewegung – außerdem kann körperliche Aktivität das Risiko senken, überhaupt an Parkinson zu erkranken. Dennoch bleibt die Aussagekraft vieler Studien begrenzt – etwa durch kleine Fallzahlen, fehlende Placebo-Kontrollen oder uneinheitliche Methoden. Gleichzeitig wächst das wissenschaftliche Interesse: Während um das Jahr 2000 jährlich rund 20 Studien zum Stichwort „Körperliche Aktivität und Parkinson“ erschienen, waren es 2024 bereits 563. „Es besteht ein dringender Bedarf an großen Multicenter-Studien mit einheitlichem Design, um klare Empfehlungen ableiten zu können“, so Prof. Trenkwalder. Bis dahin gelte: Mindestens drei- bis viermal pro Woche intensiv bewegen ist besser als passiv zuschauen.
Schlaf – Schlüssel zur Gehirngesundheit
Neben den motorischen Symptomen berichten viele Menschen mit Parkinson auch über gravierende Schlafprobleme. Bereits vor der Diagnose treten häufig Ein- und Durchschlafstörungen auf. Später kommen Beschwerden wie nächtliches Wasserlassen, lebhafte Träume, Probleme beim Umdrehen im Bett oder eine ausgeprägte Schlaflosigkeit hinzu. Auch Medikamente können den Nachtschlaf beeinträchtigen – etwa durch Halluzinationen, nächtliche Unbeweglichkeit oder gesteigerte Wachheit.
Aktuelle Studien weisen zudem darauf hin, dass bei Parkinson die innere Uhr (zirkadianer Rhythmus) gestört sein könnte. Ein erholsamer Schlaf ist jedoch nicht nur subjektiv wichtig, sondern auch für die neurobiologische Regeneration des Gehirns entscheidend. Besondere Aufmerksamkeit erfährt in diesem Zusammenhang das sogenannte glymphatische System – ein Netzwerk im Gehirn, das Stoffwechselabbauprodukte während des Schlafs aus dem zentralen Nervensystem „ausschwemmt“. Funktioniert dieses Reinigungssystem nicht ausreichend, kann es zur Anhäufung schädlicher Proteine kommen, die an neurodegenerativen Erkrankungen beteiligt sind. Vermutlich arbeitet das glymphatische System vor allem im Tiefschlaf besonders effektiv – ein weiteres Argument für gesunden Schlaf als therapeutisches Mittel.
Praktische Hilfen zur Verbesserung der Schlafqualität sind unter anderem elektrisch verstellbare Betten, eine angepasste Schlafhygiene sowie das Reduzieren der Flüssigkeitszufuhr am Abend, um nächtlichen Harndrang zu verringern.
Quelle: DPG
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