Protrahierte bakterielle Bronchitis: Drohen irreversible Lungenschäden?

Nachuntersuchung von Kindern
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Durchführung eines Lungenfunktionstests bei einem Kind.
Der Lungenfunktionstest zeigte bei einem Teil der Kinder auffällige Ergebnisse. © KKB
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Eine Studie hat herausgefunden, dass bei Kleinkindern, die an einer sogenannten protrahierten bakteriellen Bronchitis (PBB) erkranken, Langzeitschäden drohen können. PBB gilt bisher als unterdiagnostiziert.

Wer kennt es nicht? Kinder bringen aus der Kita einen langanhaltenden schleimigen Husten mit nach Hause. Sollte man sich deswegen gleich Sorgen machen? Dr. Anne Schlegtendal, Oberärztin an der Universitätskinderklinik Bochum, betont, dass Kleinkinder, die an einer sogenannten protrahierten bakteriellen Bronchitis (PBB) erkranken, entsprechend behandelt werden müssten. „Wenn sie nicht mindestens zwei Wochen lang Antibiotika bekommen, drohen Langzeitschäden – im schlimmsten Fall eine irreversible chronische Lungenschädigung.“ Zu den häufigsten beteiligten Erregern der PBB zählen Haemophilus influenzae, Streptococcus pneumoniae und Moraxella catarrhalis.

Einladung zu einem Lungenfunktionstest

Für die Studie haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Kinder nachuntersucht, die im Kleinkindalter wegen Atemwegsinfektionen stationär aufgenommen worden waren. „Wir haben insgesamt 200 Kinder mit PBB rückwirkend ausfindig gemacht und 63 von ihnen fünf bis 14 Jahre später zu einer erneuten Untersuchung sowie zu einem Lungenfunktionstest in die Kinderklinik eingeladen“, berichtet Schlegtendal. „Darunter waren Kinder, die heute noch nachweislich dauerhaft husten.“ Betroffen seien nicht nur die Kinder, die nicht richtig behandelt worden seien: Man habe mit der Studie nachweisen können, dass es sogar trotz antibiotischer Therapie zu Langzeitschäden kommen könne. „Ein deutlicher Anteil der Kinder, die PBB im Kleinkindalter hatten, haben später eine auffällige Lungenfunktion“, warnt die Kinderpneumologin. Einige wiesen auch strukturelle Veränderungen der Bronchialwände auf. So zeigte sich, dass 17,7 % der Patienten Jahre nach ihrer ersten PBB-Episode an chronischem oder wiederkehrendem produktivem Husten litten. 24,19 % wiesen mindestens einen auffälligen Spirometrieparameter auf. FEV1 war in acht von 62 (12,9 %) Fällen abnormal, Lung Clearance Index (LCI)2,5 in sieben von 56 (12,5 %), FVC in 12 von 62 (19,35 %) und FEV1/FVC in fünf von 62 (8,06 %) Fällen. Die Lungenfunktionsprüfung unterschied sich nicht zwischen Kindern mit und ohne produktiven Husten. Lungen-MRT/CT zeigten in vier von neun Fällen Veränderungen der Bronchialwände, darunter in einem Fall mit beginnender Bronchiektasie. Das Forschungsteam betont jedoch, dass aufgrund des retrospektiven Studiendesigns kein kausaler Zusammenhang nachgewiesen werden könne. Um jedoch späte bronchopulmonale Folgen zu erkennen, sollte eine kontinuierliche Nachsorge der Kinder mit PBB obligatorisch werden.

Einsatz eines digitalen Tools?

„Leider ist die PBB unterdiagnostiziert, es gibt noch keine Leitlinie in Deutschland für die Behandlung und bisher auch keine Empfehlung, dass betroffene Kinder regelmäßige Nachuntersuchungen erhalten.“ Das wollen die Forschenden ändern. „Es geht uns darum, die Aufmerksamkeit mehr auf diese Erkrankung zu lenken, um somit die Kinder- und Jugendgesundheit zu stärken.“ Daher hat sich das Team mit der Idee eines digitalen Tools in Kinderarztpraxen beim Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Verbesserung der Versorgung von Patienten der gesetzlichen Krankenversicherung beworben. „Unsere Idee ist es, mit einem digitalen Ampelsystem Kinder mit chronischem Husten und Risikofaktoren für Spätfolgen frühzeitiger zu identifizieren und zu behandeln“, erklärt Schlegtendal. „Rot würde dann bedeuten: Sofort in die Klinik.“

Literatur:
Hermann J, Brückner K, Koerner‐Rettberg C, et al.: Long‐Term Pulmonary Sequelae 5–14 Years After Protracted Bacterial Bronchitis in Early Childhood, in: Pediatric Pulmonology, 2025, DOI: onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ppul.71111.

Quelle: idw/RUB

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