Roche mit Großinvestition in Deutschland

Grundsteinlegung mit Scholz und Söder
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Luftaufnahme der Baustelle
Luftaufnahme der Baustelle: Roche in Penzberg legt den Grundstein für eines der modernsten Produktionszentren für diagnostische Einsatzstoffe. © Roche
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Dass Deutschland durchaus auch ein attraktiver Standort sein kann, zeigt Roche mit seiner Investition von mehr als 600 Millionen Euro in ein Hightech-Produktionszentrum für Diagnostik. Es ist die bislang größte Einzelinvestition des Unternehmens in Deutschland.

Am Donnerstag war Grundsteinlegung im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz und Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder im Roche Biotechnologie-Zentrum in Penzberg nahe München. Künftig sollen hier in einer hochautomatisierten und intelligenten Fertigung mehr als 450 essentielle Einsatzstoffe für diagnostische Tests für die Versorgung von Patientinnen und Patienten hergestellt werden. Der Bau soll bis 2027 abgeschlossen sein, gefolgt von einer Erprobungs- und Qualifizierungsphase. Die Produktion soll dann voraussichtlich 2028 beginnen. Mit dem Neubau will Roche den Produktionsstandort Deutschland stärken sowie langfristig die Versorgungssicherheit für In-vitro-Diagnostika weltweit und die Resilienz der Wertschöpfungsketten in Europa sichern. Dr. Thomas Schinecker, Chief Executive Officer der Roche-Gruppe, betonte auf der Pressekonferenz anlässlich der Grundsteinlegung allerdings auch, dass die Rahmenbedingungen hierzulande verbessert werden müssten. So müssten bürokratische Hürden abgebaut werden. Und auch bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen müsse Deutschland dringend aufholen. Um das Volumenwachstum in der Diagnostik von 10 Prozent p.a. zu bedienen, sei es für Roche auch nötig, weiter in Kapazitäten zu investieren. Für den deutschen Markt „überinvestiere“ Roche sogar, so Schinecker. In den vergangenen 10 Jahren habe Roche in Deutschland 6 Mrd. Euro investiert. Akquisitionen seien dagegen schwierig. Es gebe kaum Bereiche, bei denen Roche aufgrund seiner Größe akquirieren dürfe. Es kämen nur kleinere Segmente in Betracht. Insgesamt werde die Diagnostik im Gesundheitswesen aber unterbewertet. Man könne mit dem richtigen Einsatz jedoch viel Geld sparen.

„… modernsten Zentren für Diagnostika“

Bundeskanzler Olaf Scholz betonte bei der Grundsteinlegung: „Die Investitionen von Roche hier in Penzberg und an den anderen deutschen Standorten sind ein wichtiges Signal für die Modernisierung und die Attraktivität des Pharma- und Industriestandorts Deutschland. Pharma, Biotech und die pharmazeutische Diagnostik haben eine große Bedeutung für die Gesundheitsversorgung in Deutschland.“ Gleichzeitig sei das gut für Wertschöpfung und Beschäftigung und zeige die hohe Innovationskraft. Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder sagte: „Wir feiern ein neues Level an Spitzenmedizin ‚Made in Bavaria‘. Penzberg erreicht damit endgültig die Liga der weltweit modernsten Zentren für Diagnostika. Das ist ein starkes Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Bayern. Mit über 7.700 Arbeitsplätzen vor Ort hat das Biotech-Unternehmen eine immense Bedeutung für den Landkreis Weilheim-Schongau, die Region und den gesamten Freistaat. Wir wollen die Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte und werden sie als Partner bei Wissenschaft und Forschung weiter eng begleiten.“ Dazu stelle der Freistaat für eine neue Außenstelle des Fraunhofer-Instituts 40 Millionen Euro bereit. Gerade in einer Welt mit zunehmender Unsicherheit sei es wichtig, Schlüsselindustrien im Inland zu halten. Heimische Produktion schaffe nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Sicherheit und Unabhängigkeit.

Einsatzstoffe für die Welt

Im Jahr 2023 wurden weltweit rund 29 Milliarden diagnostische Tests mit Roche-Analysesystemen an Kunden geliefert. Diagnostische Tests beinhalten unterschiedlichste Komponenten, die sogenannten Einsatzstoffe. Dazu zählen unter anderem Antikörper, Enzyme und Nukleotide. Rund 80 Prozent der dafür erforderlichen diagnostischen Einsatzstoffe stammen vom Roche Campus in Penzberg. Das umfasse insgesamt rund 1.900 verschiedene Einsatzstoffe. Im neuen Roche-Produktionszentrum sollen künftig rund 450 verschiedene Einsatzstoffe für eine Vielzahl an diagnostischen Tests hergestellt werden, mit deren Hilfe eine schnelle und zuverlässige Diagnose aus den Bereichen der Infektiologie, Neurologie, Kardiologie, Onkologie sowie Diabetes möglich ist. Das neue Produktionsgebäude für Diagnostika soll eines der modernsten seiner Art in ganz Europa sein. Dafür setzt Roche konsequent auf die Digitalisierung und Automatisierung von Fertigungsprozessen für eine schnellere und effizientere Produktion. Eingesetzt wird dabei „Multipurpose Equipment”, das eine hochflexible Fertigung erlaubt.

Nachhaltigkeit im Blick

In der Bauphase des neuen Hightech-Gebäudes werden rund 41.800 Tonnen Beton verarbeitet und 4.150 Tonnen Baustahl verbaut – das entspricht der Menge von rund 200 Einfamilienhäusern. Zudem werden 150 Kilometer Rohrleitungen und 800 Kilometer Kabel verlegt. Damit entsteht ein Hightech-Fertigungsgebäude mit einer Bruttogeschossfläche von mehr als 23.000 Quadratmetern, so groß wie drei Fußballfelder. Der 73 Meter lange, 41 Meter breite und 37 Meter hohe Neubau umfasst zwei Untergeschosse, fünf Vollgeschosse sowie eine Technikzentrale auf dem Dach. Auf dem Dach sowie an der Ostfassade werden über 1.000 Photovoltaik-Paneele angebracht, deren erzeugte Energie in der Fertigung genutzt wird. Zudem entstehe unweit des neuen Produktionszentrums ein Biomasse-Heizwerk zur Waldrestholzverfeuerung, das den Neubau mit nachhaltig hergestellter Energie versorgen soll. Roche investiert hierfür weitere 22 Millionen Euro. Mit dem Heizwerk spare der Penzberger Standort ab 2025 jährlich rund 7.800 Tonnen CO₂ ein, was etwa 18 Prozent der Treibhausgasemissionen des Standortes entspreche. Durch die Verwendung von CO₂-reduziertem Zement sollen während der Bauphase zusätzlich rund 3.000 Tonnen CO₂ eingespart werden. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, die CO₂-Emissionen bis zum Jahr 2029 um die Hälfte zu reduzieren. Am Standort arbeiteten zum 31. Dezember 2023 rund 7.730 Mitarbeitende, davon 309 Auszubildende und Studierende.

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