Soziale Medien und der Einfluss auf Kinder

Konzentrationsfähigkeit leidet
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Kinder nutzen Smartphones und Tablet.
© Seventyfour/stock.adobe.com
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Eine Studie mit über 8.000 Kindern kommt zu dem Schluss, dass Kinder, die viel Zeit in sozialen Medien verbringen, tendenziell eine allmähliche Abnahme ihrer Konzentrationsfähigkeit zeigen.

Die Zeit vor Bildschirmen und die Nutzung digitaler Medien hat in den letzten 15 Jahren stark zugenommen, parallel zu einem Anstieg der ADHS-Diagnosen in Schweden und anderen Ländern. So stieg laut der US-amerikanischen National Survey of Children’s Health die von Eltern berichtete ADHS-Prävalenz von 9,5 % im Zeitraum 2003–2007 auf 11,3 % im Zeitraum 2020–2022. Dieser Anstieg könnte auf frühere Unterdiagnosen, ein gestiegenes öffentliches Bewusstsein, aktuelle Überdiagnosen oder den Einfluss von Umweltfaktoren zurückzuführen sein. Forscher des Karolinska Institutet in Schweden und der Oregon Health & Science University in den USA untersuchten nun einen möglichen Zusammenhang zwischen Bildschirmgewohnheiten und ADHS-Symptomen. Die Studie begleitete 8.324 Kinder im Alter von 9 bis 10 Jahren in den USA über vier Jahre. Die Kinder gaben an, wie viel Zeit sie in sozialen Medien, beim Fernsehen/Videos schauen und mit Videospielen verbrachten, während ihre Eltern ihre Aufmerksamkeit und Hyperaktivität/Impulsivität beurteilten. Es waren 53% Jungen und das Durchschnittsalter lag bei 9,9 Jahren. Im Schnitt verbrachten die Kinder 2,3 Stunden/Tag mit TV oder Videoschauen, 1,4 Stunden/Tag auf den sozialen Medien und 1,5 Stunden/Tag mit Videospielen.

Soziale Medien als Ursache?

Kinder, die viel Zeit auf Social-Media-Plattformen wie Instagram, Snapchat, TikTok, Facebook, Twitter oder Messenger verbrachten, entwickelten laut Studie nach und nach Aufmerksamkeitsstörungen. Ein solcher Zusammenhang sei jedoch beim Fernsehen oder Videospielen nicht festgestellt worden. „Unsere Studie legt nahe, dass es speziell die sozialen Medien sind, die die Konzentrationsfähigkeit von Kindern beeinträchtigen“, sagt Torkel Klingberg, Professor für kognitive Neurowissenschaften am Institut für Neurowissenschaften des Karolinska Institutet. „Soziale Medien bringen ständige Ablenkungen in Form von Nachrichten und Benachrichtigungen mit sich. Allein der Gedanke an eine neue Nachricht kann die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen und könnte den beobachteten Zusammenhang erklären.“

Auswirkungen auf ADHS-Diagnosen?

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betonen, dass der Zusammenhang weder durch den sozioökonomischen Hintergrund noch durch eine genetische Veranlagung zu ADHS beeinflusst worden sei. Kinder, die bereits Aufmerksamkeitsstörungen aufwiesen, nutzten soziale Medien nicht häufiger. Dies deute darauf hin, dass der Zusammenhang von der Nutzung zu den Symptomen führe und nicht umgekehrt. Die Forscher fanden keine Zunahme von hyperaktivem/impulsivem Verhalten. Der Effekt auf die Konzentration sei auf individueller Ebene gering gewesen. Auf Bevölkerungsebene seien jedoch erhebliche Auswirkungen möglich. „Der vermehrte Konsum sozialer Medien könnte einen Teil des Anstiegs der ADHS-Diagnosen erklären, auch wenn ADHS auch mit Hyperaktivität einhergeht, die in unserer Studie nicht zugenommen hat“, so Professor Klingberg.

Altersgrenzen nötig?

Die Forscher betonen, dass die Ergebnisse nicht bedeuten, dass alle Kinder, die soziale Medien nutzen, Konzentrationsschwierigkeiten entwickeln. Dennoch gebe es Anlass, über Altersgrenzen und die Gestaltung der Plattformen zu diskutieren. In der Studie stieg die durchschnittliche Nutzungsdauer sozialer Medien von etwa 30 Minuten pro Tag bei Neunjährigen auf 2,5 Stunden bei Dreizehnjährigen, obwohl viele Plattformen ein Mindestalter von 13 Jahren festlegen. „Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse Eltern und politischen Entscheidungsträgern helfen, fundierte Entscheidungen über einen gesunden Umgang mit digitalen Medien zu treffen, der die kognitive Entwicklung von Kindern fördert“, sagt Studienleiter Samson Nivins, Postdoktorand am Institut für Frauen- und Kindergesundheit des Karolinska Institutet. Die Forscher planen nun, die Kinder nach ihrem 14. Lebensjahr weiter zu beobachten, um zu prüfen, ob dieser Zusammenhang weiterhin besteht.

Literatur:
 Nivins S, Mooney MA, Nigg J, Klingberg T: Digital media, Genetics and Risk for ADHD Symptoms in Children – a Longitudinal Study. Pediatrics Open Science, online 8 December 2025, DOI: 10.1542/pedsos.2025-000922.

Quelle: Karolinska Institutet

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