Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz
Die aktuellen Zahlen aus dem Bericht „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit – Berichtsjahr 2023“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zeigen: Die Investitionen deutscher Unternehmen in Sicherheit und Prävention wirken. „Sicherheit und Gesundheit sind heute entscheidende Erfolgsfaktoren im Wettbewerb um Fachkräfte und Innovation. Unternehmen, die hier investieren, sichern langfristig ihre Leistungsfähigkeit“, betont Dr. Stephan Sandrock, Leiter des Fachbereichs Arbeits- und Leistungsfähigkeit am ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, anlässlich des Welttags für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz.
Die wichtigsten Entwicklungen, so die BAuA:
- Die Unfallquote pro 1.000 Vollzeitbeschäftigte liegt mit 18,8 auf einem historischen Tiefstand.
- Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle sank im Vergleich zum Jahr 2022 um 6,4 % auf 499.
- Die Verdachtsanzeigen auf Berufskrankheiten gingen um knapp 60 % zurück auf 150.368, bleiben aber höher als vor der Pandemie.
Auch künstliche Intelligenz (KI) findet immer mehr Eingang in die Arbeitswelt und den Arbeitsschutz. Aber vertrauen die Beschäftigten den Anwendungen auch? Anlässlich des Internationalen Tags für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit nehmen sich Berufsgenossenschaften und Unfallkassen dieser Frage mit einer repräsentativen Umfrage zur Stimmungslage zur KI-Nutzung am Arbeitsplatz an.
Umfrage-Ergebnisse: Gespaltene Meinungen zu KI
Die allgemeine Einstellung zum Einsatz von KI-Anwendungen in der Arbeitswelt ist tendenziell positiv. Es überwiegt der Anteil derer, die KI als Unterstützung bei der eigenen Arbeit sehen. Bei stärkerer Differenzierung nach Vertrauen in KI-Anwendungen zeigt sich unter den mehr als 2.000 befragten Erwerbstätigen:
- 42 Prozent der Befragten äußerten Vertrauen gegenüber KI-gesteuerten Maschinen und Fahrzeugen
- 40 Prozent hatten kein Vertrauen
Unter den Unternehmen, in denen die Befragten tätig sind, setzen jedoch nur 11 Prozent überhaupt bereits KI-gestützte Maschinen ein. Im verarbeitenden Gewerbe (56 Prozent) und in freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungsberufen (53 Prozent) ist das Vertrauen in KI am höchsten.
Viele Nutzerinnen und Nutzer können die Funktionsweise von KI-Systemen noch nicht gänzlich nachvollziehen. Oft ist unklar, wie KI-Systeme zu ihren Entscheidungen kommen und welche technischen Abläufe ihnen zugrunde liegen, was Stress auslösen und verunsichern kann. Unter den Befragten äußerten 50 Prozent der Männer und 32 Prozent der Frauen Vertrauen in KI. Unter den jüngeren Beschäftigten vertrauten 57 Prozent in künstliche Intelligenz und 28 Prozent der älteren.
Psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch
Der Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz macht außerdem auf die Notwendigkeit aufmerksam, auch psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz durch Prävention zu vermeiden – nicht nur aus gesetzlicher Verpflichtung, sondern als gesamtgesellschaftliche und -wirtschaftliche Aufgabe, so der DFK – Verband für Fach- und Führungskräfte.
In Deutschland sind psychische Erkrankungen heute eine der häufigsten Ursachen für krankheitsbedingte Ausfälle. Laut dem aktuellen Psychreport der DAK-Gesundheit stieg die Zahl psychisch bedingter Fehltage 2024 auf 342 Tage je 100 Beschäftigte – gegenüber 323 im Vorjahr. Besonders deutlich zeigt sich der Anstieg bei Depressionen, die mit 183 Fehltagen pro 100 Beschäftigte verzeichnet wurden – ein Plus von 50 Prozent. Auch bei älteren Erwerbstätigen (60+) sind die Zahlen signifikant gestiegen – von 169 auf 249 depressionsbedingte Fehltage.
Die Vielzahl psychischer Erkrankungen bedeutet für die betroffenen, erkrankten Beschäftigten wie auch für ihre Arbeitgeber häufig sehr lange Ausfallzeiten, oftmals eine sehr belastende Situation und Stigmatisierung sowie eine große Herausforderung für das Umfeld und die Organisation. Der DFK Nils Schmidt betont: „Um dem wirksam zu begegnen, brauchen wir mehr Aufklärung über Ursachen psychischer Erkrankungen, einen offenen, vorurteilsfreien Umgang mit Depressionen und Angststörungen sowie gezielte Angebote zur Förderung der mentalen Gesundheit – wir brauchen auch angesichts des Fachkräfte- und Arbeitnehmermangels eine Kultur der Gesunderhaltung in den Unternehmen.“
Unternehmen profitieren wirtschaftlich von Prävention
Der wirtschaftliche Mehrwert gesunder Arbeitsbedingungen ist, so der DFK, belegt: Psychische Belastungen führen nicht nur zu Fehlzeiten und Unfallrisiken, sondern auch zu messbaren Leistungseinbußen. Unternehmen investieren bereits – laut Statistischem Bundesamt – jährlich mehr als 10,1 Milliarden Euro in Prävention, Gesundheitsschutz und -förderung, davon rund ein Drittel aus Eigenmitteln. Auch der DFK ist überzeugt: Der Nutzen zeigt sich nicht nur in geringeren Ausfallzeiten, sondern ebenfalls in höherer Mitarbeiterbindung, geringerer Fluktuation und besserem Arbeitgeberimage. Zudem zeigt ein europäischer Vergleich: 62 % der Beschäftigten in Deutschland werden von ihren Unternehmen zu psychisch belastenden Arbeitsbedingungen befragt – ein im EU-Vergleich hoher Wert. Sebastian Müller: „Investitionen in gesundes Arbeiten sind keine Kostenstelle, sondern Standortfaktor – gerade im internationalen Wettbewerb um Fachkräfte.“
Quellen: BAuA, DGUV, DFK
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