Der Fadenwurm Wuchereria bancrofti kommt vor allen in tropischen Regionen vor und kann die lymphatische Filariose verursachen. Die Krankheit schädigt das Lymphsystem und kann Lymphödeme zu einer starken Umfangssteigerung der Extremitäten führen. Eine vorherige Untersuchung von Forschenden des DZIF und des Münchener Tropeninstituts gemeinsam mit Forschenden aus Tansania, die mit Daten aus den Jahren 2007 bis 2011 durchgeführt wurde, zeigte bereits, dass eine Infektion mit dem Parasiten zu einer zwei- bis dreifach erhöhten Ansteckungsgefahr für das HI-Virus einhergeht.
Eindämmung von W. bancrofti
Bereits 2009 startete die Regierung Tansanias mit einem Programm zur Eliminierung der Lymphatischen Filariose mit Antihelminthika. Die Forschenden nahmen dies 2019 zum Anlass einer Folgestudie, um den Einfluss der Eindämmung von W. bancrofti (WB) auf die HIV-Inzidenz zu überprüfen. Insgesamt nahmen 1139 Personen im Alter von 14 bis 65 Jahren an der Studie teil. Sie wurden auf HIV und W. bancrofti getestet und daraufhin in drei Gruppen eingeteilt: 1. WB-positiv, 2. von WB geheilt und 3. WB-negativ. Mittels einer statistischen Analyse verglichen die Forschenden die HIV-Inzidenz in den drei Gruppen in den Untersuchungszeiträumen 2007-2011 und 2011-2019.
Die Analyse zeigt, dass WB-infizierte Personen im Vergleich zu WB-negativen Personen ein mehr als doppelt so hohes Risiko hatten, sich mit HIV zu infizieren. Die HIV-Inzidenz der Personen, die von WB geheilt worden waren, unterschied sich nicht signifikant von denjenigen, die noch nie mit WB infiziert waren. Es zeigte sich in der Gruppe der von WB-Geheilten jedoch ein Rückgang der HIV-Inzidenz von etwa 60 Prozent. In der Vergleichsgruppe der WB-negativen zeigte sich dafür keine Veränderung der HIV-Inzidenz.
Prof. Dr. Inge Kroidl vom Tropeninstitut des LMU Klinikums zieht den Schluss: „Dies bestätigt die frühere Hypothese, dass es tatsächlich der Wurm W. bancrofti ist, der einen Einfluss auf die Höhe der HIV-Inzidenz hat und dass die Bekämpfung von W. bancrofti dazu beitragen kann, die HIV-Neuinfektionsrate zu senken.“ Offen ist, welche immunologischen Prozesse hier eine Rolle spielen.
Quelle: idw
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