Neben der gängigsten Impfung gegen Krebs, der gegen humane Papillomaviren, die präventiv wirkt, gibt es auch Impfungen, wenn ein Tumor bereits diagnostiziert wurde. Hier sollen die Impfungen die körpereigene Abwehr mobilisieren, damit das Immunsystem die Krebszellen besser erkennen und selbst bekämpfen kann. Es gibt bereits zwei Verfahren, dem Immunsystem diese Tumorantigene beizubringen. Beim ersten werden hochspezialisierte Immunzellen, dendritische Zellen, der Betroffenen entnommen, um diese mit den Tumorantigenen zu beladen. Beim zweiten Ansatz enthält die Impfung nur das Eiweiß des Tumorantigens oder Teile davon. Sie ist schneller und kostengünstiger als die erste, doch beide Verfahren sind leider effektiv genug. Die Immunreaktion fällt zu gering aus und die Impfung muss zur Aktivierung des Immunsystems oft wiederholt werden.
Power-Impfung gegen Krebs
Bereits seit 15 Jahren sitzen Forschende daran, diese Krebsimpfungen zu verbessern – mit Erfolg. Die neue Impfung, die vom Team der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) entwickelt wurde, ist im Vergleich eine Power-Impfung. Sie kommt mit nur zwei Impfungen aus und kann so bereits nach 14 Tagen das Immunsystem gegen die Krebszellen aktivieren.
„Der Schlüssel liegt in den dendritischen Zellen“, erläutert PD Dr. Thomas Wirth. Sie gehören zu den Fresszellen und durchsuchen den Körper ständig nach Eindringlingen: Viren, Bakterien oder auch Tumorzellen. Wenn sie solche Zellen erkennen, „fressen“ sie diese, sie nehmen sie in sich auf, und präsentieren den T-Zellen die Antigene, damit diese die körperfremden Strukturen erkennen können. Das neue Impfschema setzt auf diese Eigenschaft der dendritischen Zellen. Die Impfung enthält ein spezifisches Antigen, das von den Tumorzellen des Körpers gebildet wird, um die Fresszellen zu aktivieren. Um die Immunantwort zu verstärken, ist ebenfalls ein Agonist in der Impfung enthalten, der das Immunsystem aktiviert. „Für die primäre Immunisierung verpacken wir das Peptid mit dem Immunaktivator in einer Lipidhülle“, so Wirth. Das feuert die dendritischen Zellen dazu an, das Tumorantigen den T-Zellen zu präsentieren.
Für die Booster-Impfung, die eine Woche später verabreicht wird, fügten die Forschenden noch einen Antikörper hinzu, der als Stimulator für die schnelle Vermehrung der T-Zellen sorgt. Im Mausmodell im Einsatz gegen Darmkrebs waren die Forschenden von der Effektivität überrascht. Es zeigte sich ein kompletter Rückgang des Tumors. Für Krebspatientinnen und -patienten bedeutet das einen extremen Überlebensvorteil. Es funktioniert außerdem wie ein Baukasten: die Peptide können beliebig ausgetauscht werden, spezifisch für den jeweiligen Tumor.
Quelle: idw
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