Mängel bei rd. jedem fünften Röntgengerät in der Humanmedizin

TÜV Röntgenreport 2023
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TÜV-Röntgenreport zeigt Mängel auf
© Dirk Rothe/stock.adobe.com
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Im veröffentlichten „TÜV Röntgenreport 2023“ wird gezeigt, dass im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsprüfungen im Jahr 2022 bei 16.027 untersuchten Röntgengeräten von den TÜV-Sachverständigen an 2.386 Geräten Mängel festgestellt worden seien.

In vielen Krankenhäusern, Arztpraxen und anderen Einrichtungen, die mit Röntgengeräten arbeiten, bestehe Verbesserungsbedarf beim Strahlenschutz, betonen die Experten des TÜV. Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsprüfungen seien im Jahr 2022 bei 16.027 untersuchten Röntgengeräten von den TÜV-Sachverständigen an 2.386 Geräten Mängel festgestellt worden. Das entspreche einer Mängelquote von 14,9 Prozent. Das zeigt der „TÜV Röntgenreport 2023“. Grundlage des Reports sind die Ergebnisse der von den TÜV-Organisationen im Jahr 2022 durchgeführten Prüfungen von Röntgeneinrichtungen, die laut Strahlenschutzgesetz vorgeschrieben sind. „Die Mängelquoten variieren je nach Anwendungsgebiet. Gut jedes fünfte humanmedizinische Röntgengerät hat Mängel, während es bei technischen Anwendungen nur 5 Prozent sind“, sagte Dr. Alexander Schröer, Strahlenschutzexperte des TÜV-Verbands. Eine Gefahr für Patientinnen und Patienten oder das Personal bestehe aber nur in den seltensten Fällen. Schröer: „Die technische Sicherheit von Röntgengeräten in Deutschland ist sehr hoch. Niemand muss sich bei einer Untersuchung Sorgen wegen einer zu hohen Strahlenbelastung machen.“

Fehlende Schutzausrüstung sowie defekte Bildempfängertechnik

Laut Strahlenschutzgesetz muss die Sicherheit der Geräte vor der Inbetriebnahme, bei wesentlichen Änderungen sowie wiederkehrend alle fünf Jahre von unabhängigen Sachverständigen überprüft werden. „Viele Mängel ließen sich vermeiden, wenn Kliniken und Arztpraxen die Vorgaben beim Strahlenschutz immer gewissenhaft einhalten“, betonte Schröer. Typische Mängel an Röntgeneinrichtungen seien fehlende Schutzausrüstung sowie eine defekte Bildempfängertechnik. Die im Röntgenreport abgebildeten Geräte umfassen die Anwendungsgebiete Humanmedizin, Dentalmedizin und Veterinärmedizin sowie technische Verwendungen. Die Mängel werden in die Kategorien „schwerwiegend“, „erheblich“ und „einfach/formal“ eingeteilt. Laut Röntgenreport seien im Jahr 2022 von den Sachverständigen bei 22 Prozent der 2.858 geprüften humanmedizinischen Röntgengeräte Mängel festgestellt worden. Der Großteil der Mängel sei mit einem Anteil von 74 Prozent als „erheblich“ eingestuft worden. Erhebliche Mängel müssten beseitigt und die Beseitigung von den Sachverständigen ohne erneute Prüfung vor Ort bestätigt werden. Immerhin 20 Prozent der Mängel seien „schwerwiegend“ gewesen. Ein Weiterbetrieb sei dann in der Regel nicht möglich. Schwerwiegende Mängel müssten umgehend behoben und die Geräte nochmals geprüft werden. 5 Prozent der Mängel galten demnach als „einfach bzw. formal“.

Mängelquote bei stationären Aufnahmeplätzen 29 Prozent

Am weitesten verbreitet seien in der Humanmedizin so genannte stationäre Aufnahmeplätze, die in Kliniken sowie bei Radiologen, Orthopäden oder Lungenfachärztinnen und -ärzten fest installiert seien. Die Mängelquote unter den 1.008 geprüften stationären Aufnahmeplätzen liege bei 29 Prozent. Am häufigsten seien mit einem Anteil von 7,8 Prozent Mängel an den digitalen Speicherfolien- und analogen Film-Folien-Systemen aufgetreten. Bei beiden Systemen altern die Folien und bei einem dauerhaften Gebrauch könnten Kratzer, Knicke oder Schmutzablagerungen auftreten. Auf den Aufnahmen seien dann Störstellen bzw. so genannte Artefakte zu erkennen, die im schlimmsten Fall zu einer Fehldiagnose führen könnten. Bei immerhin 5 Prozent der Systeme seien fehlende oder defekte Patientenschutzmittel Ursache für eine Beanstandung gewesen.

Bei C-Bögen 24 Prozent Mängel

Insbesondere in Krankenhäusern seien mobile C-Bögen im Einsatz, die in Operationssälen oder anderen Räumen verwendet werden könnten. Anders als bei anderen Geräten werden die Röntgenbilder nicht digital oder analog gespeichert und erst im Anschluss an die Untersuchung „befundet“, sondern auf einem Monitor live dargestellt. „Da bei C-Bögen alle therapierelevanten Entscheidungen live am Bildschirm getroffen werden, muss der Monitor die notwendigen Qualitätsanforderungen erfüllen und absolut einwandfrei funktionieren“, sagte Schröer. Unter den 766 geprüften C-Bögen hätten die TÜV-Sachverständigen bei 24 Prozent der Geräte Mängel festgestellt. Die häufigsten Mängel hätten die Bildwiedergabe (11,3 Prozent) und die Schutzausrüstung (5,2 Prozent) betroffen.

Bei CT 5,8 Prozent Mängelquote

Von den Sachverständigen seien im Jahr 2022 auch 259 Computertomografen (CT) geprüft worden, die als Hochdosisgeräte mit hoher Strahlungsintensität gelten. Die Mängelquote liege bei CT-Geräten bei 5,8 Prozent. Drei Geräte hätten „schwerwiegende“ Mängel aufgewiesen, weil die Vorgaben des baulichen Strahlenschutzes nicht eingehalten worden seien. „Bei Neubauten kommt es vor, dass die Abschirmung der Strahlung nach außen mithilfe von Blei oder durch ein breites Mauerwerk nicht ausreichend dimensioniert war“, sagte Schröer. Entsprechende Mängel könnten von den Sachverständigen nur bei einer Prüfung vor der Inbetriebnahme mithilfe von Messungen vor Ort erkannt werden.

Großteil der Röntgengeräte in Zahnarztpraxen

Der größte Teil der Röntgengeräte sei in Zahnarztpraxen und in der Kieferchirurgie im Einsatz. Von den 9.738 im Jahr 2022 geprüften dentalmedizinischen Röntgengeräten hätten 16 Prozent einen oder mehrere Mängel aufgewiesen. Am weitesten verbreitet seien Dental-Tubus-Geräte, mit denen einzelnen Zähne aufgenommen werden könnten. Die Geräte werden in der Regel an Decken und Wänden oder direkt am Behandlungsstuhl montiert. Bei 15 Prozent der 6.318 geprüften Dental-Tubus-Geräte haben die TÜV-Sachverständigen jedoch Mängel festgestellt. Auch seien Mängel an der Schutzausrüstung mit 6,3 Prozent ein häufiges Problem. Seit dem Jahr 2020 sei ein Bleischutz, zum Beispiel in Form eines Schildes oder einer Schürze, für die strahlenempfindliche Schilddrüse erforderlich. „Diese Regeländerung ist offenbar noch nicht in allen Zahnarztpraxen angekommen, aber mit geringem Aufwand schnell zu beheben“, erläuterte Schröer.

Darüber hinaus wurden 2.996 Panoramaschichtaufnahmegeräte geprüft, mit denen Röntgenbilder des gesamten Gebisses möglich sind. Bei 17 Prozent aller Geräte in dieser Kategorie seien im Jahr 2022 Mängel festgestellt worden. Bei 5,6 Prozent der Geräte seien Mängel an den digitalen Speicherfolien oder an den analogen Film-Folien-Systemen festgestellt worden, die wie bei den humanmedizinischen Geräten zu Störstellen bzw. Artefakten auf den Röntgenbildern führen könnten.

15 Prozent Mängel in der Veterinärmedizin

Auch in der Veterinärmedizin kommen Röntgengeräte zum Einsatz, um beispielsweise Knochenbrüche bei Haus- und Nutztieren zu diagnostizieren. Bei 826 geprüften Röntgengeräten seien bei 15 Prozent Mängel festgestellt worden. Bei technischen Anwendungen in der Industrie oder für Gepäckkontrollen seien 2.605 Geräte geprüft worden. Die Mängelquote liege hier nur bei 4,7 Prozent. Die beiden Gerätekategorien werden im Röntgenreport nicht gesondert behandelt, da die Mehrzahl der Mängel formaler Art waren und nicht zu einer unmittelbaren Gefährdung von Menschen geführt hätten. Allerdings müssten auch hier die Vorgaben des Arbeits- und Strahlenschutzes eingehalten werden.

Den kompletten Report gibt es hier.

Quelle: TÜV-Verband

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