Einführung
Eine API liefert – vereinfacht gesprochen – vorgefertigte Kabel, über die Software automatisiert ESCO-Codes (ESCO: European Skills, Competences, Qualifications and Occupations) abrufen, speichern oder mit eigenen Daten verknüpfen kann. Wer etwa einen Lebenslauf hochlädt, übergibt ihn an die ESCO-API; dort werden die enthaltenen Tätigkeitsbegriffe erkannt, mit den passenden Skills verknüpft und strukturiert zurückgespielt. Erste Pilotprojekte belegen, dass damit Job-Matching- und Anerkennungsprozesse deutlich schneller ablaufen können und Kompetenzlücken datengestützt sichtbar werden [8].
Good-Practice-Beispiele für den klinischen Alltag
In einer Universitätsklinik erscheinen alle Stellenausschreibungen mit dem ESCO-Code Diagnostic Radiographer (2269–8–1) [2] und den fünf als „essential“ gekennzeichneten Skills – darunter Apply Radiation Protection Procedures und Operate Medical Imaging Equipment [3]. Die Personalsoftware gleicht diese Codes mit Bewerberprofilen ab; Kandidatinnen und Kandidaten ohne die erforderlichen Kernkompetenzen werden gar nicht erst angezeigt, während fehlende MRI Safety Skills gezielt im Interview thematisiert werden.
Ein zweites imaginäres Beispiel liefert das innerbetriebliche Fortbildungsmanagement: Aus der Dienstplansoftware exportiert das Controlling anonymisierte Skill-Profile der Belegschaft und lässt sie von der ESCO-API analysieren [1]. Das Dashboard zeigt, dass im CT-Team der Skill Dose Optimisation unterdurchschnittlich vertreten ist. Binnen Minuten werden passende CPD-Module (Continuing Professional Development) vorgeschlagen, die wiederum ESCO-getaggt sind.
Auch Hochschulen/MTR-Schulen könnten profitieren: Ein Bachelorprogramm versieht jedes Lernziel mit einem ESCO-Skill-Code; halbjährlich prüft ein Automatismus, ob das Gesamtprofil noch lückenlos zur Occupation Radiographer [2] passt. Wird Manage Radiology Information System als neues „essential“ eingestuft, erhält das Modulteam einen Warnhinweis – und das Curriculum bleibt synchron zur Berufsrealität.
Das European Qualifications Framework (EQF) als Bezugsrahmen
Das European Qualifications Framework (EQF) ordnet allen europäischen Abschlüssen acht Kompetenzstufen zu und macht sie damit grenzübergreifend vergleichbar [4, 5]. Entscheidend sind die erreichten Learning Outcomes in den Kategorien Knowledge, Skills, Competence:
Level 6 (Bachelor) bestätigt „fortgeschrittenes Wissen“ und eigenverantwortliches Handeln,
Level 7 (Master) verlangt „hoch spezialisiertes Wissen“ und strategische Problemlösung,
Level 8 (Doktorat) steht für Forschung an der Spitze des Fachgebiets.
Da ESCO-Occupations eine EQF-Zahl tragen, erkennen Softwaresysteme sofort, ob eine Qualifikation dem Anforderungsniveau einer Stelle entspricht oder welche Weiterbildung zum nächsten Level führt.
Erweiterte mögliche Rollenprofile – RPO und MRSO
Leistungsstarke Radiologieabteilungen benötigen zunehmend spezialisierte Funktionen, die sich in ESCO als „Narrower Occupations“ abbilden lassen:
Ein Radiation Protection Officer (RPO) überwacht Dosimetrie, führt Risikoanalysen durch und schult das Personal. Der EFRS-Descriptor ordnet diese Rolle dem EQF-Level 7 zu und listet Kompetenzen wie Develop QA Programme oder Conduct Workplace Monitoring auf [6].
Ein Magnetic Resonance Safety Officer (MRSO) verantwortet das gesamte MRT-Sicherheitsökosystem: Implantat- und Quench-Management, Sequenzoptimierung für Hochrisikopatientinnen und -patienten, jährliche Safety-Audits sowie die Schulung aller Berufsgruppen, die den Kontrollbereich betreten [7]. Klinische Studien zeigen, dass Einrichtungen mit einem dedizierten MRSO die Zahl sicherheitsrelevanter Zwischenfälle signifikant reduzieren können [7].
Strategische Chancen – datengestützte Planung und Politik
Eine konsequente ESCO-Nutzung schafft eine gemeinsame Datenbasis, auf der sich Personalplanung, Bildungspolitik und Qualitätsmanagement vernetzt steuern lassen. Einheitliche Codes können grenzüberschreitende Anerkennungsverfahren, wie sie etwa die EURATOM-Richtlinie fordert, erleichtern [6]. Skill-Gap-Analysen über die ESCO-API können frühzeitig zeigen, wo spezialisierte Rollen wie RPO oder MRSO fehlen, und ermöglichen passgenaue Fortbildungsplanungen [6–8]. Hochschulen können durch den Abgleich der EFRS-Benchmarking-Dokumente mit ESCO nachweisen, dass alle Learning Outcomes auf EQF-Level 6 beziehungsweise 7 abgedeckt sind [4, 5].
Fazit
Application Programming Interfaces machen ESCO vom statischen Katalog zum dynamischen Motor der Personal- und Bildungsentwicklung. Ob Klinik, Hochschule oder Berufsverband: Wer Stellen, Skills und Studienmodule systematisch mit ESCO verknüpft, reduziert Bürokratie, verbessert Sicherheits- und Qualitätsstandards und erhält datenbasierte Einblicke in zukünftige Kompetenzbedarfe.
Literatur
1. De Smedt J, le Vrang M, Papantoniou A: ESCO: Towards a Semantic Web for the European Labour Market. 2015.
2. European Commission: ESCO Occupation: Radiographer. Version 1.1.0; 2025.
3. European Commission: ESCO Occupation: Diagnostic Radiographer. Version 1.1.0; 2025.
4. European Federation of Radiographer Societies: European Qualifications Framework (EQF) Level 6 Benchmarking Document: Radiographers. 2nd ed. Utrecht 2018.
5. European Federation of Radiographer Societies: European Qualifications Framework (EQF) Level 7 Benchmarking Document: Radiographers. Utrecht 2017.
6. European Federation of Radiographer Societies: Radiation Protection Officer (RPO) Role Descriptor. Utrecht 2020.
7. European Federation of Radiographer Societies: Magnetic Resonance Safety Officer (MRSO) Role Descriptor. Utrecht 2021.
8. Le Vrang M, Papantoniou A, Pauwels E, et al.: ESCO: Boosting job matching in Europe with semantic interoperability. Computer 2014; 47 (10): 57–64.
Entnommen aus MT im Dialog 10/2025
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