Ausbau einer globalen Infrastruktur zur Pandemievorsorge

BNITM unterstützt internationale Virusforschung mit einzigartiger Virussammlung
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Die europäische Virusplattform EVA gewinnt an Stabilität und Sichtbarkeit – und bietet Forschenden weltweit einen zuverlässigen Zugang zu hochwertigen Virusmaterialien. Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. trägt dazu eine der größten Sammlungen hochpathogener Tropenviren bei.

Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) beteiligt sich aktiv am Ausbau einer globalen Infrastruktur zur Pandemievorsorge: Die europäische Virusplattform EVA (European Virus Archive) ist seit neuestem offiziell als internationale Non-Profit-Organisation anerkannt. Mit dem neuen rechtlichen Status als Association Internationale Sans But Lucratif (AISBL) unter belgischem Recht gewinnt EVA an Stabilität und Sichtbarkeit – und bietet Forschenden weltweit einen zuverlässigen Zugang zu hochwertigen Virusmaterialien. Das BNITM trägt dazu eine der größten Sammlungen hochpathogener Tropenviren bei.

EVA ist weltweit die einzige Forschungsinfrastruktur, die sich ausschließlich dem Sammeln, Charakterisieren, Produzieren und Verteilen von Referenzviren widmet. Seit 2008 stellt das Netzwerk geprüfte Virusstämme und diagnostische Materialien bereit – für Forschung, Impfstoffentwicklung und öffentliche Gesundheitsvorsorge. Mit der Gründung von EVA AISBL vereint die Plattform nun 20 wissenschaftliche Einrichtungen aus Europa, Australien und darüber hinaus – darunter Universitäten, Forschungszentren und staatliche Gesundheitsbehörden.

Vielfalt unter Verschluss: Das Virusarchiv des BNTIM

Das BNITM bringt insbesondere Viren aus tropischen Regionen ein, die in den hauseigenen Sicherheitslaboren der Schutzstufen 3 und 4 gelagert werden. Insgesamt sind aktuell rund 200 virusbezogene Produkte verfügbar, darunter:

  • Lassa-Virus-Stämme aus Westafrika (2004–2014)
  • verschiedene Filoviren, zum Beispiel Ebola- und Marburg-Virus
  • Krim-Kongo-Fieber-Virus aus Afghanistan
  • Chikungunya-, Dengue-, und Gelbfieberviren
  • seltene Arenaviren (unter anderem Machupo, Guanarito) und Hantaviren (zum Beispiel Sin Nombre, Tula).

Ein Großteil dieser Viren stammt aus Patientenmaterial – etwa aus d-er Zeit der Ebola-Epidemie in Westafrika 2014–2016 oder von Lassa-Virus-Ausbrüchen. Besonders gefragt sind virusabgeleitete Produkte wie gereinigte RNA, die unter sicheren Bedingungen für Diagnostik und Testentwicklung genutzt werden können.

Deutschland stark vertreten

Neben dem BNITM sind in Deutschland auch das Robert Koch-Institut (RKI), das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), die Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) sowie die Charité – Universitätsmedizin Berlin Teil des EVA-Netzwerks. Gemeinsam repräsentieren sie eine breite Expertise von Tropenmedizin über Tierseuchen bis hin zu Pflanzenvirologie.

„Unsere Virusarchive leisten einen konkreten Beitrag zur globalen Virusforschung im Gesundheitsbereich“, sagt Prof. Dr. Stephan Günther, Leiter der Virologie am BNITM. „Durch EVA machen wir einzigartige Materialien auch für die Entwicklung von Impfstoffen, Medikamenten und Diagnostika verfügbar, von denen die Regionen profitieren, in denen diese Erreger endemisch sind.“

Von Europa bis Australien: EVA wird global

Mit der neuen Rechtsform öffnet sich EVA noch stärker dem internationalen Austausch: Partner aus der Schweiz, Griechenland, den Niederlanden und erstmals auch aus Australien erweitern das Netzwerk. Die australische Forschungsbehörde CSIRO bringt dabei Hochsicherheitsinfrastruktur und Erfahrungen im Umgang mit zoonotischen und neuartigen Viren ein. Auch Institutionen wie das RIVM (Niederlande), die Universität Basel oder das Hellenic Pasteur Institute sind nun Teil der Allianz.

Das Konzept „One Virology“ versteht Virologie als verbindendes Element in der Schnittmenge zwischen Mensch, Tier und Umwelt – ein zentraler Gedanke innerhalb des One-Health-Ansatzes. EVA stellt dafür eine nachhaltige, gemeinschaftlich verwaltete Infrastruktur bereit, die Forschung, Diagnostik und Pandemieprävention weltweit unterstützt.

Über das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) ist nach eigenen Angaben Deutschlands größte Einrichtung für Forschung, Versorgung und Lehre auf dem Gebiet tropentypischer und neu auftretender Infektionskrankheiten. Seit jeher werden BNITM-Forschungsschwerpunkte unter dem Aspekt der Globalen Gesundheit/One Health betrachtet sowie unter dem Aspekt der Translation – des Transfers von Grundlagenforschung in die Anwendung. Dieser Forschungsansatz spiegelt sich auch in den fünf Sektionen des Instituts wider: Pathogen (Erreger) -> Interface (Immunologie, Wirt/Erreger) -> Patient (Klinik) -> Population (Epidemiologie) -> Implementation (erfolgreiche Etablierung des Wissens).

Aktuelle thematische Schwerpunkte bilden Malaria, hämorrhagische Fieberviren, vernachlässigte Tropenerkrankungen (NTDs), Immunologie, Epidemiologie und die Klinik tropischer Infektionen sowie die Mechanismen der Übertragung von Viren durch Stechmücken. Für den Umgang mit hochpathogenen Viren und infizierten Insekten verfügt das Institut über Laboratorien der höchsten biologischen Sicherheitsstufe (BSL4) und ein Sicherheits-Insektarium (BSL3). Die mobilen Laboratorien des BNITM stehen für die globale Ausbruchsbekämpfung hochpathogener oder hochinfektiöser Viren bereit.

Zahlreiche Kooperationen

Das BNITM ist Nationales Referenzzentrum für den Nachweis aller tropischen Infektionserreger, Konsiliarlabor für Bornaviren, WHO-Kooperationszentrum für Arboviren und hämorrhagische Fieberviren, WHO-Kooperationszentrum für Verhaltensforschung zur Förderung Globaler Gesundheit und ein Institut in der Leibniz-Gemeinschaft.

Gemeinsam mit dem ghanaischen Gesundheitsministerium und der Universität von Kumasi betreibt das BNITM ein modernes Forschungs- und Ausbildungszentrum im westafrikanischen Regenwald, das auch externen Arbeitsgruppen zur Verfügung steht. Darüber hinaus pflegt das Institut zahlreiche weitere Kooperationen in Afrika, Asien und Lateinamerika.
 

Weitere Informationen:
Mehr Informationen und Zugang zum BNITM-Katalog

Quelle: idw

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