Immer mehr Fälle von Burn-out

Stiller Burnout besonders tückisch
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Das Bild zeigt eine Weihnachtsszene mit einem geschmückten Weihnachtsbaum im Hintergrund. Gestresste Personen sitzen auf einem Sofa.
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Wie Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse zeigen, kamen aufgrund eines diagnostizierten Burn-out-Syndroms im vergangenen Jahr 107,3 Fehltage auf 1.000 ganzjährig versicherte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das sind 33 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren (80,7 Tage).

Jahresendspurt in Unternehmen, Feiertage planen, Geschenke besorgen, familiäre Verpflichtungen und der Anspruch, alles perfekt zu machen – für viele Berufstätige ist die Weihnachtszeit die stressigste Zeit des Jahres. Besonders hart trifft es diejenigen, die bereits unter Dauerstress leiden. Immer mehr Berufstätige fallen deshalb sogar im Job aus: Wie Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse zeigen, kamen aufgrund eines diagnostizierten Burn-out-Syndroms im vergangenen Jahr 107,3 Fehltage auf 1.000 ganzjährig versicherte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das sind 33 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren (80,7 Tage). Auch die Krankheitsfälle sind seit 2019 gestiegen: um 46 Prozent von 2,9 auf 4,2 Krankschreibungen pro 1.000 Berufstätige. 2024 war ein/e Arbeitnehmer/in im Schnitt 25,7 Tage wegen eines Burn-out-Syndroms krankgeschrieben.

„Die Zahlen zeigen allerdings nur die Spitze des Eisbergs“, betont Antje Judick, Arbeitspsychologin bei der KKH. „Denn wir können nur solche Ausfalltage auswerten, für die auch ein Attest mit einer entsprechenden ärztlichen Diagnose vorliegt.“ Da ein Burn-out nach wie vor nicht als eigenständige Erkrankung gilt und daher häufig auch unter anderen Diagnosecodes erfasst wird, dürfte die Dunkelziffer bei dieser vorwiegend stressbedingten Symptomatik erheblich höher sein.

Hohe Anspannungen und Belastungen

Eine forsa-Umfrage im Auftrag der KKH unter rund 1.360 Erwerbstätigen stützt diese Annahme: Demnach gibt gut die Hälfte (55 Prozent) von ihnen an, sich bei Stress erschöpft oder ausgebrannt zu fühlen. 27 Prozent berichten, unter Druck schon einmal niedergedrückt oder sogar depressiv gewesen zu sein. Aktuell fühlen sich 97 Prozent der Berufstätigen zumindest gelegentlich in ihrem Alltag oder Job hohen Anspannungen und Belastungen ausgesetzt. Insgesamt gibt jede/r zweite Erwerbstätige an, der Stress habe in den vergangenen ein bis zwei Jahren zugenommen (52 Prozent). Eine der Hauptursachen für Stress sind hohe Ansprüche an sich selbst (49 Prozent).

Ein klassischer Burn-out macht sich häufig durch eindrückliche, vor allem körperliche und verhaltensbezogene Symptome mit rascher Entwicklung bemerkbar – etwa durch ständige Gereiztheit und chronische Erschöpfung bis hin zu massiven Verhaltensänderungen und sozialem Rückzug. Doch es gibt auch den sogenannten stillen Burn-out. Diese viel tückischere Variante des Erschöpfungssyndroms entwickelt sich unauffälliger und schleichend – vor allem auf der psychischen Ebene.

„Workaholics mit einem Hang zum Perfektionismus“

Betroffene versuchen, die Fassade eines leistungsstarken, erfüllten Menschen aufrechtzuerhalten. Sie verdrängen die Tatsache, dass etwas nicht stimmt und verschleppen daher häufig die klassischen Symptome. So gleiten sie langsam und unbemerkt in einen schweren Burn-out, bis das sprichwörtliche Fass überläuft und sie dann scheinbar plötzlich körperlich und mental zusammenbrechen. „Ein klassischer Burn-out betrifft häufig Workaholics mit einem Hang zum Perfektionismus, die ihre Grenzen überschreiten und sämtliche Warnsignale ignorieren. Von einem stillen Burn-out sind hingegen eher besonders hilfsbereite Menschen betroffen, die ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen und sich schließlich überfordert und auch ausgenutzt fühlen“, fasst Antje Judick zusammen. Beide Arten sind gefährlich, denn ein unerkanntes Burn-out-Syndrom kann in der Folge sowohl in psychische als auch in physische Leiden wie Depressionen, Angststörungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen münden.

Einen stillen Burn-out zu erkennen ist eine große Herausforderung, da die Betroffenen fortfahren wie gewohnt und ihr wirklicher Gemütszustand für andere nur schwer ersichtlich ist. Antje Judick rät deshalb Kolleginnen und Kollegen sowie Angehörigen, auf kleinste Warnsignale zu achten. So macht sich ein stiller Burn-out etwa durch eine erhöhte Sensibilität gegenüber starken Sinneseindrücken wie grellem Licht, Lärm oder auch Berührungen bemerkbar, die als besonders unangenehm empfunden werden. Betroffene zeigen sich zudem häufiger aufgesetzt fröhlich, obwohl sie innerlich bereits völlig erschöpft und verzweifelt sind.

Einschlaf- oder Aufwachstörungen

Anzeichen für beide Arten von Burnout sind zudem Einschlaf- oder Aufwachstörungen, die am Tag zu schneller Reizbarkeit und Nervosität führen sowie Stimmungsschwankungen bereits bei kleinen Abweichungen von gewohnten Abläufen oder Verhaltensweisen anderer Menschen. Auch der Wille, immer verfügbar zu sein, und die Unfähigkeit, nein zu sagen, zählen zu den Anzeichen. Wer derartige Symptome beobachtet, sollte betreffende Personen ansprechen, aber mit Bedacht vorgehen. Denn die Betroffenen neigen gerade bei einem stillen Burn-out dazu, das Problem zu verharmlosen oder gar zu dementieren. Eine gute Methode ist, Beobachtungen als Ich-Botschaften einzuleiten, etwa „Ich habe den Eindruck, dass…“ oder „Mir ist aufgefallen, dass…“, erläutert Antje Judick. In jedem Fall sollten vorwurfsvolle Formulierungen nebst buchstäblichem Zeigefinger vermieden werden.

Wer selbst von einem Burnout betroffen ist, sollte Warnsignale wie Schlafstörungen, Erschöpfung, Konzentrationsprobleme und häufige Fehler ernst nehmen. „Der erste Schritt ist es, ehrlich zu sich selbst zu sein“, betont die Arbeitspsychologin. Darüber hinaus rät Antje Judick, frühzeitig professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, etwa in Form von Stressbewältigungstechniken oder Burn-out-Workshops, mithilfe von Coaches oder Therapeuten. 

Quelle: KKH

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