Interview zur konventionellen Strahlentherapie

Prof. Dr. Christoph Bert im Gespräch
Das Interview führte M. Reiter.
Prof. Dr. Christoph Bert im Interview.
Interview mit Prof. Dr. Christoph Bert. © DÄV
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Prof. Dr. Christoph Bert vom Universitätsklinikum Erlangen geht am Rande der DGMP-Jahrestagung 2025 unter anderem auf die Veränderungen der Arbeitsplätze auch der MTR in der Strahlentherapie ein. Mehr Verantwortung rückt in den Mittelpunkt.
Transkript zum Video

Reiter: Herr Professor Bert, was sind die aktuellen Entwicklungen im Bereich der konventionellen Strahlentherapie? (.)

Bert: Wenn wir konventionelle Strahlentherapie auslegen als Strahlentherapie mit Photonen, das heißt Linearbeschleuniger mit typischerweise 6 oder 10 Megaelektronenvolt, dann ist aktuell vielleicht jetzt die falsche Antwort darauf in Richtung adaptive Strahlentherapie, weil das aktuell dann eine Technik beschreibt, die seit 25 und mehr Jahren empfohlen oder veröffentlicht wurde, von DIAN ist das Seminal Paper, wie es immer so schön heißt, aber es ist aktuell aus dem Grund, weil sie jetzt wirklich in die breite Masse kommt. Es gibt die ganzen größeren Kliniken, haben mittlerweile ein Gerät zur adaptiven Strahlentherapie. Es sind zwei grundlegende Strömungen. Es gibt Gruppen, die arbeiten mit sogenannten MR-Linacs, wo die Adaption, das heißt die Anpassung der Bestrahlung an tägliche Veränderungen mit einem MR-Bild erfolgt. Die Geräte kombinieren quasi Linearbeschleuniger und MR-Bildgebung und wesentlich einfacher einführbar, weil von den baulichen Anforderungen deutlich geringer sind, die CBCT-basierten, also Kegelstrahl-CT-basierten Adaptionen, die jetzt von den größeren Herstellern quasi im Markt verfügbar sind und im Feld angekommen sind. Das ändert die Arbeitsweise von uns allen massiv, weil die Standardstrahlentherapie behandelt Patienten mit einem Bestrahlungsplan, der sehr intensiv und qualitätsbesichert vorbereitet wurde, was durchaus mehrere Tage und verschiedene Berufsgruppen beansprucht. Und dann wird mit diesem Bestrahlungsplan die Patientin oder der Patient für zumindest etliche Tage, wenn nicht sogar die ganze Serie behandelt. Und wir reden von Bestrahlungszeiten, 10-Minuten-Takt. Das heißt, alle 10 Minuten kommt eine neue Patientin, ein neuer Patient in den Bestrahlungsraum. Bei der adaptiven Therapie dauert das natürlich in Anführungszeichen viel länger, weil man die Patienten in Bestrahlungspositionen die Bildgebung macht. Und auf diesen täglichen Bildern eine neue Segmentierung vornimmt und auf Basis dieser Bildsegmentierungskombination den Bestrahlungsplan anpasst. Und der Vorgang dauert, ich sag mal, zwischen 15, 20 und 45 Minuten, je nachdem, wie die Technik und die klinische Fragestellung aussieht. Und erfordert auch komplett andere Kompetenzen am Bestrahlungsgerät. Das heißt, wir brauchen auch vom Gesetzgeber vorgeschrieben, einen Facharzt oder eine Fachärztin, um die Strukturen zu zeichnen und abzunehmen und sich den Bestrahlungsplan anzugucken. Und einen Medizinphysik-Experten oder -Expertin, die entsprechend für die physikalische Bestrahlungsplanung verantwortlich sind. Und das bindet Personal und verändert Arbeitsplätze, sowohl bei uns, ich bin Medizinphysiker, als auch bei den Ärzten, aber auch bei den MTRs. Weil diese 10-Minuten-Turnus, wo MTRs quasi Patienten betreuen, in die richtige Position bringen, die Lagerungsbilder angucken, die Bestrahlung auslösen und verantworten, die sind natürlich wesentlich geringer vom zeitlichen Anteil, wenn ein Großteil die Anpassung des Bestrahlungsplans an die täglichen Änderungen sind. Wobei es auch schon erste Strömungen gibt. Wir sind jetzt hier auf der Jahrestagung der Medizinischen Physik in Berlin, aber auf der letzten Jahrestagung der Radio-Onkologen in Dresden wurde in einem entsprechenden Symposium berichtet, dass auch einzelne Kliniken von den MTRs mehr in die Verantwortung nehmen, um diese täglichen Strukturen zu erstellen, sodass sich auch dieser Beruf, dieses Berufsbild potenziell ändern kann. Vorreiter könnten skandinavische Kollegen, holländische Kolleginnen und Kollegen sein, wo dieser Arbeitsplatz einfach schon deutlich verändert ist, in Form von, dass die Veränderung, die Anpassung des Bestrahlungsplans von der Arzt-Physik-Kombination in Richtung MTRs weitergegeben wird.

Transkribiert mit noScribe Vers. 0.6


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