Zuletzt hatten wir mit Prof. Dr. Dr. Reinhard Loose am Rande des RöKo 2025 zum Thema Risiken in der Radiologie gesprochen. Er ging dabei auch auf die stochastischen Risiken ein. In den USA gab es kürzlich eine Veröffentlichung, die das Krebsrisiko durch CT-Untersuchungen abgeschätzt hat. Die Autoren stellten fest, dass sich in den USA schätzungsweise 61.510.000 Patienten im Jahr 2023 93.000.000 CT-Untersuchungen unterzogen haben, darunter 2.570.000 (4,2 %) Kinder, 58.940.000 (95,8 %) Erwachsene, 32.600.000 (53,0 %) Frauen und 28.910.000 (47,0 %) Männer. Anhand von Modellen wurde das Risiko abgeschätzt, durch die Strahlung Krebs zu bekommen. Es wurde prognostiziert, dass die CT-Untersuchungen zu etwa 103.000 (90 % UL, 96.400–109.500) strahleninduzierten Krebserkrankungen führen werden. Das geschätzte strahleninduzierte Krebsrisiko sei bei Kindern und Jugendlichen höher, doch die höhere CT-Nutzung bei Erwachsenen sei für die meisten (93.000; 90 % UL, 86.900–99.600 [91 %]) strahleninduzierten Krebserkrankungen verantwortlich. Die häufigsten Krebsarten seien demnach Lungenkrebs (22.400 Fälle; 90 % UL, 20.200–25.000 Fälle), Dickdarmkrebs (8.700 Fälle; 90 % UL, 7.800–9.700 Fälle), Leukämie (7.900 Fälle; 90 % UL, 6.700–9.500 Fälle) und Blasenkrebs (7.100 Fälle, 90 % UL, 6.000–8.500 Fälle). Bei weiblichen Patienten sei Brustkrebs die zweithäufigste Erkrankung (5.700 Fälle; 90 % UL, 5.000–6.500 Fälle). Die meisten Krebserkrankungen seien bei Erwachsenen durch CT-Untersuchungen des Abdomens und Beckens prognostiziert worden, mit 37.500 von 103.000 Krebserkrankungen (37 %) und 30 Millionen von 93 Millionen CT-Untersuchungen (32 %), gefolgt von der CT-Thorax-Untersuchung (21.500 Krebserkrankungen [21 %]; 20 Millionen Untersuchungen [21 %]). Die häufigsten Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen seien Schilddrüsenkrebs (3500 [90 % UL, 2300–5500]), Lungenkrebs (990 [90 % UL, 870–1100]) und Brustkrebs (630 [90 % UL, 550–730]). Die Schätzungen seien in verschiedenen Sensitivitätsanalysen hoch geblieben und hätten eine Spanne von 80.000 bis 127.000 projizierten Krebserkrankungen über alle Analysen hinweg ergeben. Die Autoren schlussfolgern, dass bei Beibehaltung der derzeitigen Praktiken, CT-assoziierte Krebserkrankungen schließlich 5 Prozent aller jährlichen Krebsneudiagnosen ausmachen könnten.
Deutliche Zunahme auch in Deutschland
In den USA hat die Zahl der CT-Untersuchungen seit 2007 um über 30 Prozent zugenommen. Dieses Phänomen ist auch bei uns zu beobachten. Die Häufigkeit von CT-Untersuchungen hat zwischen 2007 und 2021 laut BfS ebenfalls stark zugenommen. Im ambulanten kassenärztlichen Bereich lag der Anstieg bei 40 Prozent und im stationären Bereich hat zwischen 2007 und 2021 sogar eine Verdoppelung der CT-Häufigkeit stattgefunden. Entsprechend hat die mittlere effektive Dosis durch CT-Untersuchungen pro Einwohner und Jahr zwischen 2007 und 2021 auch hierzulande zugenommen. Prof. Helmut Schatz von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie betont deshalb, dass CTs nicht ohne sorgfältige Indikationsstellung angeordnet werden sollten, vor allem nicht bei Kindern und Jugendlichen. Wenn möglich, sollten Techniken ohne Röntgenstrahlung eingesetzt werden.
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