Leber: Treiber der Kachexie?
Das Auszehrungssyndrom, auch Kachexie genannt, betrifft fast die Hälfte der an Krebs erkrankten Menschen. Sie verlieren stark an Muskel- und Fettmasse, manchmal ist sogar der Herzmuskel betroffen. Betroffene sind resistenter gegenüber Therapien, anfälliger für Komplikationen und haben eine erhöhte Sterblichkeit. Nun fanden Forschende heraus, dass die Leber systemisch auf Vorgänge in anderen Organen reagiert und trägt zum Gewebeabbau bei.
Aktive Beteiligung der Leber
Durch bestimmte Botenstoffe unterstützt die Leber die Kachexie. Der Leberstoffwechsel wird grundlegend geändert, indem ein maßgebendes Gen nicht mehr funktioniert, das eigentlich die Aktivität der Leber im Tagesverlauf reguliert. Dies zeigte sich im Mausmodell. Die Reaktivierung belegte die Rolle der Leber und des Gens REV-ERBα an der Kachexie, da sich der Abbau der Fett- und Muskelmasse deutlich abschwächte.
REV-ERBα steuert mehrere Gene zur Produktion bestimmter Leber-Botenstoffe. Fällt dieses sogenannte „Zeitgeber-Gen“ aus, produziert die Leber stattdessen vermehrt krankheitsfördernde Signalproteine: LBP, ITIH3, IGFBP1. In Patientinnen und Patienten, die an Kachexie leiden, sind diese Proteine vermehrt im Blut zu finden. Sie lösen abbauende Prozesse der Fett- und Muskelmasse aus. In präklinischen Modellen konnte die Wirkung dieser Hepatokine abgeschwächt werden. Erstmals wurde so belegt, dass die Leber nicht nur passiv, sondern aktiv an der Kachexie beteiligt ist.
Die Erkenntnisse liefern auch neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten. In der aktuellen Forschung stellen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Datensatz zur Rolle der Leber zur Verfügung (molekulare Netzwerke, zelltypspezifische Veränderungen und funktionelle Auswirkungen). Zukünftig könnten die neuen Erkenntnisse zu den Faktoren der Kachexie als Biomarker dienen oder auch zur Entwicklung von Therapien. Denn bisher fehlt ein Therapieansatz gegen die Kachexie.
Quelle: idw
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