Nach der Legalisierung von Cannabis erleiden mehr Konsumentinnen und Konsumenten der Rauschpflanze eine Psychose oder psychische Probleme als vorher. Darauf deutet eine Studie hin, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg und der Bezirkskliniken Schwaben im Deutschen Ärzteblatt als sogenannten Short Report vorstellen.
Sie haben ermittelt, wie viele Erwachsene in den zwei Jahren vor der Legalisierung (ab April 2022) und im ersten Jahr danach (von April 2024 bis Ende März 2025) in den Häusern der Bezirkskliniken Schwaben wegen Cannabisproblemen behandelt wurden.
Psychische Probleme, die allgemein durch den Cannabiskonsum verursacht wurden, stiegen nach der Legalisierung um das Anderthalbfache. Die Zahl cannabisinduzierter Psychosen nahm sogar um fast das Doppelte zu. Die Gesamtzahl der stationären Behandlungsfälle hingegen blieb im Untersuchungszeitrum stabil.
Routinedaten stationärer Behandlungsfälle
Die sechs Krankenhäuser der Bezirkskliniken decken die psychiatrische Krankenhausversorgung für den gesamten Regierungsbezirk Schwaben mit rund 1,9 Millionen Einwohnern ab, inklusive der Großstadt Augsburg. Die Pilotstudie wurde im Rahmen der Aktivitäten des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG) durchgeführt und ist die erste, die den bislang nur vermuteten Zusammenhang in einer deutschen Region untersuchte. Die Analysen erfolgten anonym und enthalten Routinedaten stationärer Behandlungsfälle.
„Ob der Anstieg der cannabisbedingten Probleme tatsächlich ursächlich mit der Legalisierung zusammenhängt, lässt sich anhand dieser Daten nicht sicher belegen“, erklärt Prof. Dr. Alkomiet Hasan, Inhaber des Lehrstuhls für Psychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg und Mitverfasser der Studie. „Doch die Ergebnisse sollten uns veranlassen, die Entwicklung wissenschaftlich aufmerksam zu verfolgen und bereits jetzt verstärkt in Prävention zu investieren“, berichtet Dr. Sophie-Kathrin Greiner, die die Studie geleitet hat.
Gezieltere Präventionsmaßnahmen notwendig
Die Verschiebung könnte auch auf eine erhöhte diagnostische Aufmerksamkeit und größere Offenheit der Betroffenen aufgrund verringerter Stigmatisierung zurückzuführen sein. Zudem könnten die Messungen in der Studie auch dadurch beeinflusst sein, dass ärztlich mehr cannabisinduzierte Psychosen erwartet und deshalb diagnostiziert wurden. Auch wären längere Beobachtungszeiträume notwendig, um die Konversionsraten von cannabisinduzierten Psychosen und psychotischen Störungen verlässlich einschätzen zu können.
Die mögliche Zunahme cannabisinduzierter Psychosen könnte für gezieltere Präventionsmaßnahmen sprechen. Neben allgemeinen Informationskampagnen über die Risiken des Cannabiskonsums sollten insbesondere gefährdete Gruppen (junge Menschen, Menschen mit psychischen Erkrankungen) über das Psychoserisiko aufgeklärt werden, betonen die Autorinnen und Autoren der Studie.
Quelle: idw
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