Prädiabetes: Körpergewicht verliert Einfluss
Schätzungsweise ist jeder zehnte Erwachsene von Prädiabetes betroffen, wobei die Dunkelziffer wahrscheinlich höher liegt. Prädiabetes ist davon gekennzeichnet, dass der Blutzuckerspiegel zwar erhöht ist, doch die Diabeteskriterien sind noch nicht erfüllt. Da Betroffene keine anderen Symptome zeigen, bleibt dieser Zustand oft unentdeckt, doch die Körperzellen nehmen weniger Zucker auf und der Blutzuckerspiegel ist erhöht. Unbehandelt besteht jedoch ein hohes Risiko, schlussendlich an Typ-2-Diabetes zu erkranken, was wiederum schwere Folgeerkrankungen nach sich ziehen kann.
Normaler Blutzuckerspiegel ohne Gewichtsverlust
Bisher wurde empfohlen, das Körpergewicht durch eine gesunde Ernährung und körperliche Aktivität zu senken, um den Blutzuckerspiegel wieder in normale Bahnen zu lenken. Doch eine Analyse einer aktuellen Tübinger Studie zeigt, dass die Senkung des Blutzuckerspiegels an sich wichtiger ist als die Reduktion des Körpergewichts. Mehr als 1100 Personen nahmen an der Studie teil, bei 234 davon veränderte sich innerhalb eines Jahres das Gewicht nicht trotz Änderung des Lebensstils. 22 Prozent davon zeigten trotzdem eine Normalisierung des Blutzuckerspiegels.
Innerhalb von weiteren neun Jahren wurde beobachtet, ob Typ-2-Diabetes auftritt. Trotz fehlendem Gewichtsverlust besaß diese Gruppe eine 71 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit an Diabetes zu erkranken – fast identisch zu den 73 Prozent geringerem Risiko für Typ-2-Diabetes bei den Personen mit Gewichtsverlust.
Viszeralfett vs. Subkutanfett
Ein ausschlaggebender Faktor sei die Fettverteilung. Die Forschenden untersuchten das Verhältnis zwischen Subkutanfett und Viszeralfett. Denn Viszeralfett setzt Botenstoffe frei, die Entzündungen fördern und den Hormonhaushalt stören. Dadurch verändert sich die Insulinresistenz. Die Studienteilnehmenden, bei denen sich der Blutzuckerspiegel änderte ohne Gewichtsabnahme hatten nämlich einen geringeren Anteil ein Viszeralfett gegenüber denjenigen, die im Bereich für Prädiabetes verharrten. „Die Wiederherstellung eines normalen Nüchternblutzuckerspiegels ist das wichtigste Ziel zur Prävention von Typ-2-Diabetes und nicht zwingend die Zahl auf der Körperwaage“, fasst Prof. Dr. Andreas Birkenfeld, Studienleiter und Direktor des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) von Helmholtz Munich an der Universität Tübingen, die Ergebnisse zusammen.
Denn unabhängig davon, ob man an Gewicht verliere oder nicht, wirkten sich Sport und eine gesunde Ernährung günstig auf den Blutzuckerspiegel aus. „Die Leitlinien zur Prävention und Behandlung von Typ-2-Diabetes sollten künftig nicht nur das Gewicht, sondern vor allem die Blutzuckerkontrolle und Fettverteilungsmuster berücksichtigen“, fügt Prof. Dr. Reiner Jumpertz-von Schwartzenberg hinzu, der gemeinsam mit Prof. Birkenfeld Letztautor ist.
Quelle: idw
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